Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats August 2024

Tischventilator aus Hohenroth

  • Inventarnummer: 32253
  • Siemens Tischventilator
  • Herkunft: Privatbesitz, Hohenroth (Lk. Rhön-Grabfeld)
  • Material: Kunststoff, Metall, Pappe, Papier, Textil; gegossen, gebogen, geschraubt, geklebt
  • Maße: 10 cm (Länge) x 14,5 cm (Breite) x 11,5 cm (Höhe)

 

Der Hochsommer ließ dieses Jahr ein wenig auf sich warten, doch nun ist er da. Jetzt ist jede Abkühlung willkommen! Dazu bietet sich unser aktuelles Objekt des Monats August an: Ein Tischventilator der Firma Siemens aus der Sachgutsammlung des Fränkischen Freilandmuseum Fladungen.

Das filigrane Gehäuse aus cremefarbenem Kunststoff ruht in einem geschwungen gebogenen Ständer aus verchromtem Metall. Der Metallbügel ist zusätzlich mit drei lindgrünen Kunststoffkugeln, die als Füße für bessere Standsicherheit dienen, ausgestattet. Die mittlere Kugel wird außerdem von einer Metallöse eingefasst. Sie ist ein nützlicher Haken zur Aufhängung des Geräts an der Wand. Fast schwebend ist der Motorblock montiert, der zudem horizontal verstellbar ist.

An der Vorderseite findet sich das wichtigste Bauteil: ein dreiflügeliges Rad, ebenfalls aus lindgrünem Kunststoff. Auf der Gehäuseoberseite ist zusätzlich eine verchromte Metallplakette aufgeschraubt. Sie zeigt das charakteristische Warenzeichen: ein „S“ mit einem darin liegenden, um 45 Grad gedrehten „H“ als Abkürzung für „Siemens & Halske“, die Namen der Unternehmensgründer. Darunter der Schriftzug „SIEMENS“ und Angaben zu Volt und Hertz des Netzstroms.
Die Gehäuserückseite ist mit einem weißen Druckschalter ausgestattet, wie er auch bei Lampen verwendet wird. Er dient zum Ein- oder Ausschalten des Ventilators, der nur eine konstante Drehzahl besitzt. Ein mit Faden angebrachtes silbernes Papieretikett benennt den Ventilator als „Siemens Hausgeräte“-Produkt. Dort wurde handschriftlich „16.7.57“, das Kaufdatum des Geräts im Sommer 1957 notiert. Der ebenfalls vorhandene Originalkarton zeigt seitlich einen Aufkleber, der den Modellnamen „TF 161“ nennt.

Das Produktdesign spricht deutlich die Formen- und Farbsprache der 1950er Jahre, der Entstehungszeit des Elektrokleingeräts. Es wurde in insgesamt 10 verschiedenen Farbvarianten des Rotorblatts und der Kugelfüße von 1956 angefertigt. Verblüffende Anwendungsbeispiele demonstriert die Anleitung: Der Tischventilator konnte zur Raumdurchlüftung an die Wand gehängt werden oder als „Rauchvertilger“ direkt neben dem Aschenbecher platziert werden.

Der Begriff Ventilator leitet sich vom lateinischen Wort „ventilare“ ab, was so viel wie „Wind erzeugen“ bedeutet. Durch die schnelle Rotation der Flügel wird ein Luftstrom erzeugt. Dieser sorgt für einen angenehmen Effekt auf der Haut durch Verdunstungskälte, obwohl die Luft nicht heruntergekühlt wird. 1740 erfand der englische Theologe und Naturforscher Stephen Hales den ersten Ventilator, der einem großen Blasebalg ähnelte. In Räumen ohne natürlichen Luftaustausch, wie in Bergwerken, in Gefängnissen oder im Schiffsrumpf konnte Sauerstoffmangel lebensbedrohlich werden. Dort sorgten die ersten Ventilatoren für Frischluftzufuhr und setzten sich in der Folgezeit rasch durch.

Die Produktion von Haushaltsgeräten hat eine lange Tradition im Siemens Konzern und sogar einen regionalen Bezug: In Bad Neustadt an der Saale wurde 1937 ein Elektromotorenwerk gegründet, das bis heute Haushaltsstaubsauger produziert.

Dieser Ventilator wurde zwar nicht hier produziert, aber er sorgte für angenehme Frische in der Gemeinde Hohenroth im Landkreis Rhön-Grabfeld. Als ein Beispiel für ein industriell hergestelltes Massenprodukt gelangte er im August 2014 in den Fladunger Sammlungsbestand.