Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Unsere Sammlung

Regionale Geschichte in Dingen

Das Fränkische Freilandmuseum Fladungen besitzt mit über 40.000 Objekten eine sehr umfangreiche historische Sachgutsammlung der Region. Sie spiegelt im Wesentlichen die Zeit der letzten 200 Jahre wider. In den Depots finden sich Möbel, Hausrat, Haushaltsgegenstände, landwirtschaftliche Geräte, Maschinen, Werkzeuge und vieles mehr. Die Sammlung ist der zentrale Ausgangspunkt unserer Museumsarbeit: Sie ist Wissensspeicher für kommende Generationen und dient der Forschung sowie der musealen Vermittlung. Grundlage bilden die von ICOM und dem Deutschen Museumsbund definierten Standards.


Objekt des Monats - Museumsschätze entdecken

Monat für Monat stellen wir hier ein außergewöhnliches Objekt aus unserer Sammlung vor.

Im Depot des Freilandmuseums befinden sich viele Objekte, die nicht oder nur selten in Dauer- oder Sonderausstellungen gezeigt werden können. Online können Sie nun eine Auswahl an verborgenen Museumsschätzen und ihre Geschichten entdecken.


Objekt des Monats Juli 2024: PUMA-Fußballschuhe aus Ebelsbach

  • Inventarnummer: 35300
  • Fußball-Stollenschuh, 1960er Jahre
  • Herkunft: Schusterwerkstatt Andreas Schmitt, Ebelsbach, Landkreis Haßberge
  • Material: Leder, Kautschuk, Textil, Karton; genäht, gegossen, geklebt, geheftet
  • Maße: ca. 27 cm (Länge) x 10cm (Höhe) x 9 cm (Breite)

Am 14. Juli ist es endlich soweit: Das Finale der Fußball-Europameisterschaft findet im Olympiastadion in Berlin statt. Spanien spielt gegen England. Der moderne Fußballsport wurde 1848 mit den „Cambridge Rules“ – Regeln, die dem Spiel mit dem Fuß den Vorrang gaben – in England ins Leben gerufen. 1874 kam die Ballsportart nach Deutschland und entwickelte sich im 20. Jahrhundert rasch zum beliebtesten Massensport weltweit. Wer souverän kicken will, der braucht das passende Schuhwerk.

In der Sammlung des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen befindet sich dieses Paar PUMA-Fußballschuhe mit Nockensohle, unser Objekt des Monats Juli. Die schwarz-weißen Lederschuhe glänzen noch wie neu, weil sie nie getragen wurden, auch der türkisfarbene Karton bestätigt diese Annahme. Auf der Stirnseite der Schachtel finden sich mehrere Hinweise: Handschriftlich mit Bleistift ist der Verkaufspreis von 79,50 DM vermerkt. Kaum erkennbar ist dagegen der Stempel mit der Nummer „330“, der einen Hinweis auf das Modell gibt: Es handelt sich um einen Schuh aus der Reihe „Manchester“, der zwischen 1967 und 1969 hergestellt wurde.

Ab 1960 kam die neuartige „PUMA-LASTIC“-Gummisohle zum Einsatz, die auch unsere Fußballschuhe besitzen. Hierbei handelt es sich um eine Sohle mit 12 Nocken, die aus braunem Naturkautschuk in einem Guss geformt wurde. Die Schuhe tragen die schwarze Aufschrift „PUMA“, jedoch ohne den Namen „Manchester“ der Modellreihe zu nennen. Auf der Sohle klebt ein runder Sticker mit der Zahl „7“. Dabei handelt es sich um die Schuhgröße im britischen Maßsystem, die etwa der EU-Größe 41 entspricht. Die Schuhe eigneten sich, laut einem Werbeprospekt von 1960, besonders gut für Rasensportarten wie Fußball, Handball, Hockey oder Rugby. Sie sind aber auch beim Hallensport vorteilhaft, da die PUMA-LASTIC-Sohlen nicht auf dem Boden abfärben.

Das Paar stammt aus dem Schuhgeschäft Schmitt in Ebelsbach, Landkreis Haßberge. Andreas Schmitt, geboren 1907 in Kottendorf bei Breitbrunn, lernte das Schuhmacherhandwerk Ende der 1920er Jahre bei einem Meister in Wiesbaden.
1953 errichtete er ein neues modernes Wohnhaus in Ebelsbach. Die Werkstatt und der Laden, zwei rechteckige Räume mit jeweils einer Grundfläche von 20 Quadratmetern, befanden sich im Erdgeschoss. Der Verkaufsraum besaß an der Traufseite zur Straße ein Schaufenster und eine eigene Tür für die Kunden. Das Sortiment umfasste Damen-, Herren- und Kinderschuhe. Aber auch Sportschuhe, wie die der Marke Puma. Bis 1994 reparierte Andreas Schmitt Schuhe. Er verstarb 2003 im hohen Alter von 96 Jahren. Die Familie beließ die Räumlichkeiten im Zustand, wie sie einst Andreas Schmitt benutzt hat. Ein Glücksfall für das Fränkische Freilandmuseum Fladungen. So konnten im Herbst 2022, nach einer genauen Dokumentation, die vollständige Schusterwerkstatt mit allen Werkzeugen und Maschinen, noch vorhandene Teile der Ladeneinrichtung und Teile des Schuhlagers in die Sachgutsammlung übernommen werden.

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