Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats April 2021

Stations- oder Wartungstagebuch

  • Inventarnummer: 33889
  • Herkunft: Überlandwerk Rhön GmbH, Mellrichstadt
  • Heft mit Einband aus Pappe, linierten Seiten, Bindfaden zum Aufhängen, fadengeheftet, bedruckt und beschrieben
  • 20,5 cm x 17 cm x 0,5 cm

Die Elektrifizierung des ländlichen Raumes in Deutschland begann in den 1920er Jahren. Regionale Energieversorgungsunternehmen wie das Überlandwerk Rhön gründeten sich und bauten ihre Infrastruktur auf. Um Gebiete wie die Rhön mit elektrischer Energie versorgen zu können, war neben den Überlandleitungen ein weit verzweigtes Netz an Umspannstationen erforderlich. Transformatorenhäuschen fanden sich in fast jeder Gemeinde. Sie setzten die zur Fernübertragung notwendige Hoch- bzw. Mittelspannung auf die in Haus, Hof und Gewerbe gebräuchliche Niederspannung herab.

Im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen steht seit 2003 ein Transformatorenhaus aus Brunnhartshausen, Landkreis Wartburgkreis, Thüringen. Der gut 10 Meter hohe Turm mit steilem Satteldach wurde 1927 am Ortsrand errichtet und in der Bautradition der Thüringischen Rhön mit Holzschindeln verkleidet. Die Einrichtung mit Transformator, Isolatoren, Schalttafel und Spezialwerkzeugen wurde nachträglich aus Bauteilen verschiedener Stationen rekonstruiert.

Die wichtigen technischen Anlagen wurden von den Betreibern regelmäßig gewartet. Zur Dokumentation benutzte man sogenannte "Stationsbücher" oder "Wartungstagebücher" wie das vorliegende Exemplar. Es stammt aus einer Umspannstation zwischen den Ortschaften Braidbach und Rödles in der Gemeinde Bastheim, Landkreis Rhön-Grabfeld. Auf 24 Seiten sind in dem Heft über einen Zeitraum von knapp 27 Jahren (1933 bis 1960) die ausgeführten Arbeiten handschriftlich von verschiedenen Personen vermerkt worden. Zur Routine gehörte das Ablesen des Zählers, die Reinigung der Station, Erdungsmessungen oder Streckenkontrollen der Freilandleitungen. Aber auch besondere Vorkommnisse fanden Eingang. Für den 26. Juni 1934 heißt es: "Gewitterstörung beseitigt, Sicherung eingesetzt." Gänseflug sorgte am 15. Oktober 1949 ebenfalls für einen Stromausfall. Aber auch größere Maßnahmen, wie der Ortsnetzumbau durch eine Baukolonne im Oktober 1950 oder der Austausch des Transformators am 27. November 1958, der in nur 40 Minuten vollzogen war, sind so überliefert.

Das Heft zeigt sehr starke Gebrauchsspuren und Verschmutzungen, die auf die widrigen Bedingungen mit Staub und Öl in den Trafohäuschen zurück zu führen sind. Die vier ersten Blätter fehlen, die restlichen Seiten sind an den Rändern teilweise stark eingerissen. Nichtsdestotrotz ist das Stationsbuch ein sammelwürdiges und zugleich hoch interessantes Dokument zur Geschichte der Elektrifizierung in der Region.

Übrigens: Eine Sonderausstellung zur 100-jährigen Geschichte des Überlandwerks Rhön ist in der gesamten Saison 2021 im Freilandmuseum Fladungen zu sehen. Mehr erfahren Sie auf der Seite STROM FÜR DIE RHÖN.