Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats August 2021

Wandbarometer mit Thermometer

  • Inventarnummer: 12523
  • Herkunft: Familie Storch, Oberbernhards (Lk. Fulda)
  • Messgerät für Luftdruck und Temperatur, 2. Hälfte 19. Jahrhundert
  • Eichenholz, gesägt, gebohrt; Glas, geblasen; Porzellan, beschriftet; Eisen, gebogen
  • 97,5 cm x 8,5 cm x 4,5 cm

Gutes oder schlechtes Wetter? Diese Frage war für die Landwirtschaft seit jeher von großer Bedeutung. Vor der Verbreitung tagesaktueller Wetterprognosen stützte man sich für die Vorhersage vor allem auf die eigenen Beobachtungen und auf Kalender. Bereits im 17. Jahrhundert waren allerdings auch die physikalischen Messgeräte Barometer und Thermometer erfunden worden. Damit war erstmals eine naturwissenschaftlich fundierte Bestimmung des Luftdrucks und der Temperatur möglich. Im 19. Jahrhundert waren Wandbarometer auch in privaten Haushalten zu finden. So auch in der Stube des großen Hofes der Familie Storch aus Oberbernhards (Lk. Fulda), welches sich heute im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen befindet.

Als Wandschmuck und Statussymbol, entsprechend dem Zeitgeschmack, präsentiert sich dieses Barometer. Die Funktionselemente sind auf einem Eichenbrett fixiert. Das lange, zylindrische Glasrohr ist u-förmig gekrümmt, am unteren Ende baucht das Quecksilber-Reservoir aus und schließt mit einem engen Hals ab. Am oberen Ende ist eine beschriftete Porzellantafel in das Eichenbrett eingesetzt. Zwei Skalen ermöglichen es den Stand der Quecksilbersäule in Millimeter bzw. Zoll abzulesen und somit den aktuellen Luftdruck zu bestimmen. Daneben finden sich die entsprechenden Wetterbeschreibungen: „Sehr trocken“, „Beständig“, „Schön Wetter“, „Veränderlich“, „Regen Wind“, „Viel Regen“ und „Sturm“. Rechts davon ist ein Zeiger angebracht, der entlang einer Führungsschiene aus Eisen verschiebbar ist. Er dient als Merkhilfe, um Veränderungen des Barometerstands zu erkennen und somit Wetterwechsel besser prognostizieren zu können.

Zusätzlich ist auf dem Eichenbrett ein kleines Thermometer montiert. Der Glasrohrkolben ist mit Quecksilber gefüllt, das je nach Temperatur unterschiedlich weit aufsteigt. Auf einer hinterlegten Porzellanplatte befindet sich in doppelter Ausführung eine Temperatur-Skala von minus 10 bis 40 Grad Réaumur. Die Buchstaben „EP“ stehen für den Eispunkt von Wasser bei 0 Grad Réaumur. Das Barometer ist nicht funktionsfähig, da sich kein Quecksilber mehr im Glaskolben befindet, das Thermometer zeigt hingegen noch immer korrekt die aktuelle Raumtemperatur an.

Die kleine Wetterstation mit Barometer und Thermometer steht beispielhaft für die Verbreitung und Verwendung von Messinstrumenten seit dem 19. Jahrhundert im häuslichen Bereich. Barometer mit giftiger Quecksilberfüllung wurden schon bald von Dosenbarometern, die mit einer Feder arbeiten, abgelöst. Die damaligen Maßeinheiten für Luftdruck und Temperatur stehen im deutlichen Kontrast zu den heute gebräuchlichen. Die 1730 veröffentlichte Temperatur-Skala des französischen Wissenschaftlers René-Antoine Ferchault de Réaumur war bis Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland weit verbreitet. Sie basierte, anders als ähnliche Maßeinheiten ihrer Zeit, auf der Ausdehnung von Ethanol. 1901 wurde sie schließlich als amtliche Skala von Grad Celsius abgelöst, da sie zu ungenau war. In den folgenden Jahrzehnten verlor die Réaumur-Skala rasch an Bedeutung und ist heute nahezu unbekannt.

Trotz seines Alters von mehr als 120 Jahren stand das historische Wandbarometer modernen Digitalmessgeräten in seiner Funktionalität kaum nach. Informationen über Luftdruck, Temperatur und das sich daraus ableitende Wetter sind bis heute täglich relevant und gewinnen im Kontext der globalen Erwärmung noch stärker an Bedeutung.