Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Februar 2021

Kleegeige

  • Inventarnummer: 30993
  • Herkunft: Privatbesitz, Ostheim v. d. Rhön, Landkreis Rhön-Grabfeld
  • Gerät zum Ausstreuen von Saatgut
  • Buchen- und Kiefernholz, Metallguss, Blech (verzinkt), Garn, Leinen
  • 48 cm x 17 cm x 2,5 cm (Kasten und Streuteller)
  • 80 cm x 3 cm (Bogen), 50 cm (Länge Schulterriemen)

Die Schnur zum Drehen des Streutellers ist intakt, der Stoffriemen zum Tragen über der Schulter ist an einer Seite abgerissen. Der sechszackige Streuteller aus Gussmetall ist an manchen Stellen leicht verbogen.

Vor der flächendeckenden Verbreitung von landwirtschaftlichen Maschinen zur Aussaat wurde Saatgut über Jahrtausende hinweg vor allem mit der Hand auf dem Feld verteilt. Um die Aussaat im Ergebnis gleichmäßiger und effizienter zu gestalten, wurden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den USA verschiedene Aussathilfen entwickelt. Die sogenannte "Kleegeige" (engl. "seed fiddle") war eines der populärsten Geräte dieser Art.

Auf einer Abbildung aus einem Katalog von 1891 (USA) lässt sich die Funktionsweise einer "Kleegeige" nachvollziehen (hier mit einem Saatbehälter aus Stoff). Das Gerät wurde mit einem Riemen über der Schulter getragen und beim langsamen Voranschreiten wurde der Stock gleichmäßig hin und her bewegt, wodurch das Saatgut in großem Bogen vom Streuteller geschleudert wurde. Das Äußere und die durchgeführte Bewegung ähnelten somit einer Geige, womit sich der Name "Kleegeige" erklären lässt. 

Vor allem zur Aussaat von Kleinsamen wie Klee, Rüben, Gras und Raps wurden "Kleegeigen" verwendet, allerdings konnte auch mineralischer Dünger damit verstreut werden.

Diese "Kleegeige" ist noch relativ gut erhalten. An einer Seite des Saatgutbehälters ist ein Blech-Schild angebracht, auf dem der Name "Mörwald's 'Kleegeige'" zu finden ist. Außerdem sind Angaben zur Aussaatmenge pro Tagwerk (ca. 0,34 Hektar) und ein Verweis auf den Hersteller "Hans Mooshammer - Maschinenbau" aus Trostberg (Lk. Traunstein, Oberbayern) ablesbar. Laut der entsprechenden Angabe wurden bei einer Ausstreubreite von 6 Metern bis zu 11 Pfund Klee pro Tagwerk ausgesät.

Für unebene und schwer zu bestellende Ackerflächen in der Rhön eignete sich diese handliche "Kleegeige" als kostengünstiges Hilfsmittel zur effizienteren Aussaat. Größere Sämaschinen wurden bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Landwirtschaft eingesetzt, waren für viele Kleinbauern allerdings unerschwinglich. Von Hobbygärtner:innen werden auch heute noch Kleinsämaschinen verwendet.