Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Juli 2021

Filmprojektor

  • Inventarnummer: 23649
  • Herkunft: Volksschule Stetten (Sondheim v. d. Rhön, Lk. Rhön-Grabfeld)
  • Stummfilmprojektor "Agfa Movector Super 16", für 16 mm Schmalfilm
  • Metallgehäuse, schwarz lackiert; Objektiv (Brennweite 50 mm), Elektromotor (100 V bis 250 V); Lampe (375 W)
  • 35 cm x 21 cm x 16,5 cm (mit eingeklappten Spulenarmen)

 Dieser Filmprojektor mit dem Namen "Movector Super 16" des Herstellers "Agfa Camerawerk München" wurde um 1935 produziert. Sein kompaktes, schwarz-lackiertes Gehäuse ist kastenförmig und wiegt ganze 13 Kilogramm. Der obere Spulenarm, der während des Betriebs die volle Filmspule bzw. die sogenannte Abwickelspule trägt, kann umgeklappt, arretiert und dann als Tragegriff verwendet werden. Der untere Spulenarm nimmt die sogenannte Aufwickelspule auf und ist zu Transportzwecken einklappbar. Verschiedene verchromte Knöpfe, Schalter und Schrauben sind, für eine Vielzahl an Funktionen, in die Seitenflächen des Gehäuses integriert. An drei verschiedenen Stellen lässt sich das Gehäuse öffnen, um Zugriff auf das optische System, den Filmkanal und die elektrische Ausstattung des Projektors zu ermöglichen.

Der Projektor kann mit Gleich- oder Wechselstrom zwischen 110 Volt und 250 Volt betrieben werden und ist für die Verwendung von 16 mm Schmalfilmen mit einer Länge von bis zu 120 Metern ausgelegt. Das Licht der 375-Watt-Lampe wird in einem geradlinigen Strahlengang von einem Hohlspiegel und Kondensor-Linsen gebündelt und fällt dann jeweils für Sekundenbruchteile auf die Bilder des Films. Die Flügelblende deckt dabei regelmäßig den Film ab, um somit eine Reihe von einzelnen Bildern zu erzeugen. Das Objektiv wirft die Bilder schließlich auf die Projektionsfläche. Die Bildgeschwindigkeit ist dabei regulierbar – im Regelfall wurden 16 oder 24 Bilder pro Sekunde abgespielt. Möglich ist allerdings auch die Darstellung von Standbildern und ein langsamer Rückwärtslauf. Bei einem Abstand des Projektors von 5 Metern zur Leinwand ist das dargestellte Bild genau einen Meter breit und etwa 75 Zentimeter hoch. Für die Wiedergabe des Tons, sofern es sich nicht um einen Stummfilm handelt, muss ein zusätzliches Gerät an den "Movector" angeschlossen werden. Gekühlt wird das Innenleben mithilfe eines elektrisch betriebenen Ventilators. Als passgenauer Transport- und Aufbewahrungscontainer für diesen Projektor diente ein speziell gefertigter, verschließbarer Koffer aus Holz und Kunstleder, der sich ebenfalls in der Sammlung des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen befindet.

Der Filmprojektor wurde in der Volksschule Stetten (Sondheim v. d. Rhön, Lk. Rhön-Grabfeld) verwendet und ist beispielhaft für die lange Geschichte der Nutzung von Filmen als Unterrichtsmittel. Schon 1920 wurde der "Bayerische Verband zur Förderung des Lichtbildwesens in Unterricht und Erziehung" gegründet, dessen "Bayerische Lichtbildstelle" ab 1921 vom Kultusministerium unterstützt wurde. Eine flächendeckende Verwendung von Filmen als Unterrichtsmaterial wurde allerdings erst durch die Entwicklung und Verbreitung des 16-Millimeter-Schmalfilms um 1928/1929 möglich. In jedem Klassenzimmer konnte fortan ein mobiler Projektor zum Einsatz kommen, sofern die finanziellen Mittel und die benötigte Stromversorgung vorhanden waren. Ab 1934 wurden Schulen von den Landes-, Bezirks- und Kreisbildstellen mit Filmprojektoren und entsprechenden 16-Millimeter-Unterrichtsfilmen ausgestattet, um gezielt die Verwendung von bewegten Bildern als Lernmittel zu fördern. Kompakte und leistungsfähige Filmprojektoren, wie der "Agfa Movector", der "Siemens 2000" oder der "Bauer P6", kamen in den folgenden Jahrzehnten in zahlreichen Schulen zum Einsatz und bereicherten den Unterricht.

Bis Ende der 1980er Jahre stellten 16-Millimeter-Filme einen hohen Prozentsatz des in Schulen verwendeten Medienmaterials dar, bevor sie endgültig von Videokassetten und DVDs verdrängt wurden. Heute ist die Nutzung von bewegten Bildern, dank digitaler Formate und Abspielgeräte, im Lehrbetrieb einfacher als je zuvor. Doch in Zeiten der Pandemie, im Kontext von "home-schooling" und Videokonferenzen, hat möglicherweise die Wertschätzung von analogem und persönlichem Unterricht wieder zugenommen.