Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Mai 2021

Amboss

  • Inventarnummer: 34000
  • Herkunft: Eugen Hofmann, Waldberg (Landkreis Rhön-Grabfeld)
  • Schmiedeamboss, süddeutsche Form, Hersteller: Söding & Halbach (Hagen, Nordrhein-Westfalen), Modell Nr. 7
  • Eisen, geschmiedet, gehärtet, geprägt; Stahl
  • 33 cm x 74 cm x 34 cm

Einer der wichtigsten Dorfhandwerker war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts der Schmied. Er reparierte und stellte Werkzeuge her, beschlug Pferde und Rinder und erledigte zahlreiche weitere Metallarbeiten. Eines seiner wichtigsten Hilfsmittel war der Amboss. Dieser Amboss stand viele Jahre in der Schmiede aus Waldberg (Landkreis Rhön-Grabfeld). 2019 wurde das Gebäude samt Inventar in das Fränkische Freilandmuseum transloziert.

Typologisch handelt es sich um einen (ursprünglich) zweihornigen Amboss in der sogenannten "süddeutschen Form". Der Ambosskörper ruht auf einem massiven Fuß, der durch einen sogenannten "Stauch" erweitert ist. Die abgeflachte Bahn ist aus gehärtetem Stahl gefertigt und mit zwei Löchern versehen. Ein Voramboss schließt an die dem Schmied zugewandte Seite der Bahn an. Nur noch das spitz zulaufende Rundhorn ist erhalten, das rechteckige Horn auf der gegenüberliegenden Seite ist abgebrochen.

Die meisten Schmiedearbeiten wurden auf der Bahn verrichtet, sie weist deshalb zahlreiche Spuren einer langjährigen Nutzung auf. An den Hörnern und auf dem Voramboss konnte der Schmied seine Werkstücke in die gewünschte Form biegen. Für kleinere Rundungen, besondere Formen oder das Abschlagen von Material konnte er Gesenke in das Vierkantloch einsetzen, beispielsweise sogenannte "Hörnchen" und "Abschrote". Das Rundloch in der Bahn kam beim Aufdornen oder Lochen zum Einsatz.

Auf dem Stauch findet sich die Prägung "150 Kg". Diese Gewichtsangabe ist aufgrund des fehlenden Rechteckhorns nicht mehr zutreffend, trotzdem musste der Sockel, auf dem der Amboss in der Schmiede stand, diesem hohen Gewicht standhalten können. Der massive Stammabschnitt, der als Ambossstock diente, ist auf dem Foto, das einen Ausschnitt aus der Werkstatt in situ zeigt, gut zu erkennen.

Auf einer Seite des Ambosskörpers ist an markanter Stelle eine weitere Prägung zu finden, die Aufschluss über Hersteller und Alter gibt: Die Buchstaben S und H, die Jahreszahl 1912 sowie ein Stempel mit dem umlaufenden Text "Vergiss mein nicht". In Kombination mit der Abbildung der entsprechenden Blume sind dies die Markenzeichen der Hagener Firma "Söding & Halbach". Deren hochwertige Ambosse waren seit etwa 1860 entsprechend gekennzeichnet.

Vermutlich kam unser Amboss in den 1930er Jahren in die Schmiede nach Waldberg und fand dort bis in die 1970er Jahre hinein Verwendung. Das rechteckige Horn war möglicherweise bereits vorher abgebrochen. Doch seine Geschichte ist damit nicht zu Ende – am neuen Standort der Schmiede im Museum soll er auch zukünftig zum Einsatz kommen und von so manchem Hammerschlag zum Klingen gebracht werden