Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats September 2021

Kaffeemaschine Perkolator

  • Inventarnummer: 16787
  • Herkunft: Privatbesitz, Gersfeld (Lk. Fulda)
  • Perkolator "EHA", um 1930
  • Blech, Edelstahl, Aluminium, Glas, Kunststoff
  • 30 cm x 18 cm x 15,5 cm

Wohlschmeckender und wachmachender Kaffee war bis ins 20 Jahrhundert ein Luxusartikel. Seine Wurzeln hat der Kaffeekonsum im arabischen Raum. Seit dem 17. Jahrhundert verbreitete sich die Praxis auch in Europa. Heute ist Kaffee ein Alltagsgetränk, Kaffeekultur findet man inzwischen auf allen Erdteilen. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Zubereitungsmethoden entwickelt, die oft regional und historisch unterschiedliche Verbreitung fanden. Eine im frühen 19. Jahrhundert entwickelte Art der Zubereitung ist das Kochen mithilfe eines sogenannten Perkolators.

Dieser Perkolator der Firma "EHA" zeichnet sich durch einen versilberten Metallkörper aus, der auf drei geschwungen Beinen ruht. Am bauchigen Mittelteil sind zwei Griffe aus Edelstahl und schwarzem Kunststoff montiert. Ein Ablasshahn, aus den gleichen Materialien gefertigt, ist am unteren Ende des Gefäßkörpers angebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Stromanschluss für die Heizspirale im geschlossenen Bodensegment. An dessen Unterseite ist das Logo des Herstellers, eine Seriennummer und die benötigte Netzspannung eingeprägt. Im Inneren des Gefäßkörpers ist ein Siebgefäß aus Aluminium eingesetzt, am oberen Ende eines Aluminiumrohrs mit Flachkegelfuß platziert.

In seiner Form entspricht dieser Perkolator dem Stil der 1920er und 1930er Jahre. Bis in die 1960er wurden diese und ähnliche Modelle von verschiedenen Herstellern vertrieben.

Vom lateinischen percolare (bed. durchsickern) lässt sich das Funktionsprinzip des Perkolators ableiten: Wasser sickert kontinuierlich durch das Kaffeepulver hindurch. Das Wasser wird hierzu im unteren Gefäßbereich erhitzt und durch das Aluminiumrohr nach oben gedrückt. Von dort tropft es auf den gemahlenen Kaffee im Siebgefäß herab und vermischt sich anschließend wieder mit dem restlichen Wasser. Diese Zirkulation wird so lange aufrechterhalten, bis der fertige Kaffee die gewünschte Geschmacksintensität erreicht hat. Durch das Glas am Deckel lässt sich dieser Prozess beobachten. Über den Ablasshahn lässt sich der heiße Kaffee schließlich direkt in eine Tasse einschenken.

Der im Perkolator gekochte Kaffee kann schnell bitter werden und enthält dabei eine hohe Menge an Koffein. In Deutschland sind Perkolatoren heute deshalb kaum noch in Gebrauch. In anderen Ländern, wie beispielsweise USA, Großbritannien und Dänemark findet man sie hingegen noch häufiger.

"Echter Bohnenkaffee" wurde in diesem Perkolator allerdings vermutlich selten gekocht. Kaffeebohnen müssen einen weiten Weg nach Europa zurücklegen, weshalb Kaffee lange Zeit für die unteren Einkommensschichten nur selten erschwinglich war. Stattdessen verwendete man bis in die 1960er Jahre regelmäßig Ersatzprodukte. Besonders häufig trank man Zichorie- und Malzkaffee, der teure Bohnenkaffee kam nur bei besonderen Anlässen auf den Tisch oder wurde in kleinen Mengen dem billigeren Surrogat beigemischt.

In der heutigen globalisierten Welt stellen die Transportwege kein logistisches Problem mehr dar. Kaffee unterschiedlichster Qualitäten ist so preisgünstig wie noch nie zuvor. Filtermaschinen, Kaffeeautomaten und große Franchiseunternehmen prägen heute unsere Vorstellung von Kaffeekonsum, doch historische Methoden und Geräte zeigen uns noch immer vielfältige und nachhaltige Alternativen auf.