Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats April 2022

Osterhasenform

  • Inventarnummer: 19714
  • Schokoladenformteil, vor 1870, später als Wandschmuck verwendet
  • Herkunft: Privatbesitz, Irmelshausen (Lk. Rhön-Grabfeld)
  • Material: Kupfer, verzinnt, genietet
  • Maße: 13 cm (Höhe) x 12 cm (Breite) x 2,5 cm (Tiefe)

Mit dem Ende der Fastenzeit am Ostersonntag dürfen wieder Süßigkeiten verzehrt werden. Traditionell sind Schokoladenhasen besonders beliebt. Der Hase ist heute, neben dem Ei, zum Sinnbild für das Osterfest geworden. Dabei wurde er ursprünglich, neben seiner Bedeutung als Fruchtbarkeitssymbol, auch mit Ausschweifung und Unzucht in Verbindung gebracht. Erst seit dem 17. Jahrhundert entwickelte er sich allmählich zum eierbringenden Gabenboten.

Zur Herstellung von Hasenfiguren aus Schokolade verwendete man bis in die 1870er Jahre Gussformen aus Kupfer. Sie wurden im Anschluss von kostengünstigeren Weißblechformen abgelöst. Ein besonders schönes Exemplar befindet sich in den Beständen des Fladunger Freilandmuseums. Die rechteckige Kupferplatte ist an den oberen Kanten abgeschrägt, die Innenseite ist mit einer dünnen Schicht Zinn als Korrosionsschutz überzogen. Eingeprägt ist ein Hase, der auf einem ovalen gekehlten Sockel sitzt. Das Tier ist sehr detailliert ausgearbeitet: die Fellstrukturen, die Läufe, der Kopf mit Augen und Ohren sind deutlich hervorgehoben. Am Hinterteil, der sogenannten „Blume“ - die aber unsichtbar ist - sind zwei Zapfen als dekorative Elemente platziert. In die Form ist die Zahl „7“, offenbar eine Größenangabe, und der Buchstabe „B“ eingeschlagen. Die zweite Seite der Gussform ist nicht überliefert. Mit einem Gestell oder Klammern wurden die zwei Formteile zusammengehalten und über die dadurch entstandene Sockelöffnung befüllt. Davon zeugen die Abnutzungsspuren am Rand der Form und das Fehlen von Scharnieren, die bei Eisengussformen üblich waren. Später wurde nachträglich eine kleine Öse mit einem Ring an den oberen Rand angenietet, um die Form als Wandschmuck zu benutzen. Kupferformen waren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert beliebte Antiquitäten und erfuhren häufig eine Zweitverwendung dieser Art. Die Form ist in gutem Zustand, allerdings weist das Metall altersbedingte Korrosionserscheinungen auf. Zudem sind die Ränder durch den Gebrauch leicht verformt bzw. beschädigt. Der Zinnspiegel der Innenseite ist stark berieben und fehlt teilweise.

Schokoladenhasen gehören heute zum Osterfest wie keine andere Süßigkeit. Zwar war Schokolade bereits ab dem 16. Jahrhundert in Europa bekannt, doch blieb sie lange Zeit ein Luxusprodukt und wurde überwiegend als Getränk konsumiert. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte sie, begünstigt durch maschinelle Herstellungsverfahren sowie der Verwendung von preiswertem Rübenzucker, in größerer Menge produziert werden. Doch erst seit den 1950er Jahren verdrängte der Schokoladen-Osterhase seine Gefährten aus gegossenem Zucker oder Teig.