Objekt des Monats Dezember 2022
Modell einer Rhöner Hofanlage
- Inventarnummer: 35133
- Bauernhausmodell, 1992
- Herkunft: Alois Wehner, Windshausen (Lkr. Rhön-Grabfeld)
- Material: Gipskarton, Styropor, Kunststoff, Holz, Stroh, Heu, Moos, Eisen; geschnitten, gesägt, genagelt, verleimt, bemalt
- Maße: 119 cm (Länge) x 102 cm (Breite) x 62,5 cm (Höhe maximal)
Alois Wehner ist leidenschaftlicher Krippenbauer. Mehrere Lehrgänge an der Krippenbau-Schule Innsbruck schloss er erfolgreich als Diplom-Krippenbaumeister ab. Seine regional geprägten Krippenställe sind beliebt und geschätzt. Sie stehen in mehreren Rhöner Kirchen, so z. B. in Windshausen oder in der Klosterkirche am Kreuzberg. Aber auch in Antwerpen, Wien oder Rom finden sich Krippengehäuse aus seiner Werkstatt.
Unser neues Objekt des Monats Dezember stammt ebenfalls aus der Hand des begabten Baumeisters: Das Modell einer Hofanlage aus Stangenroth (Lkr. Bad Kissingen). Abgebildet ist sein Geburtshaus – eine traditionelle Rhöner Hofstelle in der Zeitstellung der 1950er Jahre im Maßstab 1:20. Das Modell steht auf einer großen rechteckigen Sperrholzplatte. Sowohl das Gelände als auch die Gebäude sind aus Gipskarton gefertigt. Aufgeklebte Holzschindeln und aufgestrichener Putz imitieren die Oberflächen der Bauten. Naturmaterialien wie Stroh, Heu, Moos und Äste verleihen dem Anwesen eine große Authentizität. Detailliert sind Besonderheiten herausgearbeitet: das ungleichmäßige Natursteinpflaster, ein Weinspalier am Wohngiebel oder die Figuren der Mariengrotte.
Alois Wehner baute das Modell anlässlich des 750-jährigen Ortsjubiläums von Stangenroth im Jahr 1992. Erst kürzlich, im November 2021, kam das detailreiche Objekt in die Museumsbestände.
Errichtet wurde das Anwesen 1747. Ein verheerender Dorfbrand zerstörte 1738 viele Gebäude in Stangenroth. Darunter auch die Wehnersche Hofstelle, die im Anschluss neu aufgebaut wurde. Ursprünglich besaß der Bauernhof die Hausnummer 127, später, im 20. Jahrhundert, erhielt er die Adresse „Brunnenstraße 6“. Auf dem Grundstück standen im Westen, parallel zur Straße, das Wohnstallhaus, die große Scheune im Süden der Parzelle, ein daran angebauter Schafstall, ein Hühner- und Schweinestall mit Holzlege, dessen Rückseite bereits an den nördlichen Giebel der Nachbarsscheune anschloss, sowie ein Backhäuschen im Westen. Als Andachts- und Gedenkort wurde an der Giebelseite 1949 die Mariengrotte errichtet.
Heute existiert das Anwesen nicht mehr. Bis 1981 war es von Familienmitgliedern bewohnt. Anschließend stand das Wohnhaus leer und wurde nur noch für Familienfeiern genutzt. Scheune und Nebengebäude dienten aber weiterhin zum Unterstellen von landwirtschaftlichen Geräten. Zum 750-jährigen Ortsjubiläum, im Jahr 1992, richtete man das Anwesen noch einmal her und strich die Wände der Innenräume neu. Im Rahmen der Feierlichkeiten konnte der Bauernhof besichtigt werden. Im Haus spielte eine Stubenmusik und in der Scheune fanden Dreschvorführungen statt. Vor der Lourdesgrotte wurde das neu erbaute Bauernhausmodell von Alois Wehner präsentiert. Nach dem Verkauf des Anwesens 2011 wurden anschließend alle Gebäude abgerissen.
Das detailgetreue Modell lässt uns die einstige Hofsituation und die regionale Baukultur anschaulich nachvollziehen. Es vermittelt, ähnlich einer Weihnachtskrippe, eine Atmosphäre der Geborgenheit. Ein umschlossener Raum, der Menschen und Tieren ein Dach über dem Kopf bietet und Schutz gewährt. Besonders im Advent und zu den bevorstehenden Weihnachtstagen entfaltet Alois Wehners Miniatur-Bauernhaus eine ganz besondere Wirkung.