Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Januar 2022

Ski

  • Inventarnummer: 16592, 16593
  • Paar Holz-Ski, um 1950
  • Herkunft: Privatbesitz, Leubach (Lk. Rhön-Grabfeld)
  • Material: Hickory-Holz, Eisenblech, Leder, Gummi
  • Maße: 183 cm (Länge) x 11 cm (Breite) x 6 cm (Höhe)

Skilaufen im Winter hat in der Rhön eine lange Tradition. Auch aktuell sind Pisten geöffnet und Loipen gespurt. Dazu passt unser Objekt des Monats, ein paar Ski der Firma Otto Stürmer, einer Wagnerei in Mellrichstadt (Lk. Rhön-Grabfeld). 1954 beschloss der Firmeninhaber seinen Handwerksbetrieb mit Ski- und Schlitten-Fabrikation in ein Einzelhandelsgeschäft umzuwandeln, das bis heute als Sportwarengeschäft besteht.

Die Ski sind in ihrer Form ein typischer Vertreter ihrer Zeit. Die Laufsohle ist in der Mitte leicht tailliert und zu den Enden hin abgeflacht. Der vordere Teil, die sogenannte „Schaufel“, ist nach oben gebogen und an der Spitze abgerundet. Bis auf die Bindung sind die Ski ausschließlich aus hartem, stabilem Hickory-Holz gefertigt, worauf auch ein Schriftzug hinweist. Die Seitenflächen sind rot gefasst, die Sohlenfläche auf der Unterseite dunkelblau. Beide Ski ziert das Logo der Firma „Stürmer“, ein großes „S“ mit Darstellung eines Skispringers. Bei der Bindung handelt es sich um eine so genannte Kabel- oder „Kandahar“-Bindung, wie sie ab 1932 bis in die frühen 1960er Jahre üblich war. Ein Lederriemen fixiert den vorderen Teil des Schuhs in der Bindung. Im Bereich der Ferse wird der Schuh von einem Metallkabel gehalten, das sich mittels eines Hebels und einer Feder spannen lässt. Zwei kleine Haken ermöglichen ein Anpassen der Bindung. Ging es eine Abfahrt hinunter, spannte man das Kabel unter die Haken und sorgte somit für einen festen Halt auf dem Ski. Zum Langlaufen oder Aufsteigen lief das Kabel über den Haken hinweg und ließ so mehr Spielraum für vertikale Bewegungen.
Auf den ersten Blick sind die Ski gut erhalten. Deutliche Abnutzungsspuren an Sohle und Fassung belegen allerdings einen intensiven Gebrauch.

Das Wort „Ski“ ist aus dem Norwegischen entlehnt und bedeutet „Holzscheit“. Die Geschichte des Skifahrens begann in Norwegen. Es ist dort seit mindestens 4.500 Jahren bekannt. 2021 fanden Archäologen einen 1.300 Jahre alten Ski im Gletschereis, der bereits über eine Bindung mit Lederriemen und Seilen verfügte. In Skandinavien verwendete man gegen Ende des 18. Jahrhunderts Ski erstmalig als Sportgeräte in der Armee. Mitte des 19. Jahrhunderts fand das erste Skirennen in Oslo statt. Mit seinem 1891 in Deutschland erschienenen Buch „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ löste der bekannte Polarforscher Fridtjof Nansen den ersten Ski-Boom in Europa aus. Junge Menschen wollten die neue Sportart erlernen. Ski-Clubs gründeten sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um 1900 entwickelten sich im Schwarzwald und im Alpenraum die ersten Skigebiete. Gleichzeitig nahm der Wintersporttourismus seinen Anfang. Nach dem Ersten Weltkrieg etablierte sich das Skifahren als Sport auch in den deutschen Mittelgebirgen wie der Rhön. Auf Holzski mit einfachen Bindungen schob man sich durch den Schnee oder glitt einen unpräparierten Hang hinunter. Zur Unterscheidung der Disziplinen Abfahrt und Langlauf im Freizeitsport kam es erst in den 1950er Jahren. In dieser Zeit nahmen auch die ersten Liftanlagen in der Rhön ihren Betrieb auf und Skifahren entwickelte sich endgültig zum Massensport, der bis heute große Popularität genießt.