Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Mai 2022

Königinnenkäfige

  • Inventarnummern: 35126, 35127
  • Käfige für Bienenköniginnen, sogenannte „Weiselkäfige“, zweite Hälfte 20. Jahrhundert
  • Herkunft: Privatbesitz, Fladungen (Lk. Rhön-Grabfeld)
  • Material: Holz, Kunststoff, Wachs, Draht
  • Maße: 2 cm (Höhe) x 7,5 cm (Länge) x 4 cm (Breite)
                 7,5 cm (Länge) x 2,2 cm (Durchmesser)

Heute sind weltweit über 20.000 Bienenarten bekannt. In vielen Ökosystemen bestäuben sie jährlich Millionen von Wild- und Nutzpflanzen. Die domestizierte Honigbiene spielt für den Menschen schon seit Jahrtausenden eine besondere Rolle und gilt, auch wegen ihrer Bestäubungsleistung, als eines der wichtigsten „Nutztiere“ in der Landwirtschaft. Bereits in der Antike war sie ein geschätzter Lieferant von Honig und Wachs.
Im 19. Jahrhundert machte die wissenschaftliche Erforschung von Bienen große Fortschritte und zahlreiche Neuerungen, wie beispielsweise die Erfindung von beweglichen Holzrähmchen und neuer Bienenbehausungen, den sogenannten „Hinterbehandlungsbeuten“, veränderten die Imkerei maßgeblich.
Diese Innovationen lassen sich im Bienenhäuschen des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen nachvollziehen. Dort sind auch diese zwei Königinnenkäfige aus der Museumssammlung ausgestellt. Sie werden zu verschiedenen Zwecken verwendet, z. B. um Bienenköniginnen zu Zuchtzwecken in andere Bienenstöcke umzusiedeln, sie zu entnehmen oder sie per Post zu versenden.

Der rechteckige Königinnenkäfig aus Holz, auch Schlupfkäfig genannt, zeichnet sich durch eine ovale Kammer aus, die auf einer Seite mit einer durchsichtigen Kunststoffscheibe und auf der gegenüberliegenden Seite mit einem feinmaschigen Drahtgitter verschlossen ist. Ein hölzerner Stopfen dient als Verschluss des kleinen Rundlochs, das den Ein- und Ausgang des Käfigs bildet.
Der zweite Käfig basiert auf einem Lockenwickler, der durch den Imker modifiziert und umfunktioniert wurde. Das zylindrisch geformte Drahtgewebe ist mit rotem bzw. grünem Kunststoff ummantelt. Die Verschlusskappe lässt sich mit einem elastischen Gummiband fixieren.
Schlupfkäfige werden im Bienenstock auf die Weiselzellen mit einer sich entwickelnden Königin gesteckt, damit diese nach dem Ausschlüpfen die umliegenden Zellen nicht zerstört. Außerdem kann die Königin mit Hilfe des Käfigs zum Schlüpfen in einen Brutschrank gegeben werden.
Dieser Käfigtyp verfügt über kleine Vertiefungen, die mit Futter gefüllt werden, damit die beigegebenen Begleitbienen, die junge Königin sofort mit Futter versorgen können. Zudem lassen sich Schlupfkäfige auch als Zusetzkäfige verwenden, um ein Volk an eine neue Königin zu gewöhnen.
Für den Versand waren die preisgünstigen „Lockenwickler-Käfige“ gut geeignet. Das belegt auch ein Katalog der Imkerschlosserei Carl Fritz aus Mellrichstadt aus dem Jahr 1981. Darin werden 100 Käfige dieser Art als „Königinversandkäfig“ für 25 DM angeboten. Im selben Katalog findet sich auch ein „Weiselkäfig“, der in seiner Form nahezu identisch mit unserem Objekt aus Holz ist.

Errichtet wurde das Fladunger Bienenhaus 1960 vom Imker Otto Memmel. Dazu verwendete er unter anderem Bretter, die von der Holzverschalung der Umkleide des alten Fladunger Freibads stammten. Bis 1983 betrieb er seine Imkerei auf dem jetzigen Museumsgelände. Heute lassen sich in und um das Bienenhäuschen viele historische Werkzeuge und Hilfsmittel entdecken. Eine kleine Ausstellung liefert interessante Informationen über die Insekten und die Bienenzucht allgemein.