Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Dezember 2023

Kastenkrippe

  • Inventarnummer: 13216
  • Kastenkrippe, vermutlich Mitte 20. Jahrhundert
  • Herkunft: Region Rhön-Grabfeld
  • Material: Holz, Papier, Pappe, Metall; geschnitzt, geschnitten, gesägt, geklebt, genagelt, gebohrt, gefasst
  • Maße: 49,8 cm (Höhe) x 62,5 cm (Breite) x 28 cm (Tiefe)

Eine interessante und ungewöhnliche Weihnachtskrippe aus der Sachgutsammlung des Fladunger Freilandmuseums ist passend zur Vorweihnachtszeit das  Objekt des Monats Dezember.

Kastenkrippen bestehen aus einem Holzkorpus, dem namensgebenden Kasten. Auf mehreren Ebenen gestaffelt, die an einen Berg erinnern, spielt sich die Geburt Christi ab. Bekrönt mit farbenfrohen orientalisch anmutenden Gebäuden, die Bethlehem bzw. das himmlische Jerusalem darstellen sollen.

Die Szenerie, die Stadt und Landschaft vereint, ist von kleinen Figuren in friedlicher Koexistenz bewohnt: Menschen, Schafen und Wildtieren. Deutlich hervorgehoben sind der Stall mit der Heiligen Familie, sowie Ochs und Esel. Die Hauptperson, das Christuskind, ist irgendwann verlorengegangen. Über allem schwebt der Verkündigungsengel.

Zu Herkunft und Vorbesitzern der Krippe sind leider keine Informationen überliefert, deshalb spricht das Objekt für sich selbst: Materialien, Machart, Schnitzerei und Fassung sind von laienhafter Ausführung, zeugen aber gleichzeitig von großer Erzählfreude und Fantasie.
Steinpilze wachsen auf den Wiesen, ein Hase, ein Reh und ein Fuchs bereichern das Geschehen. Vielleicht handelte es sich um ein Weihnachtsgeschenk für Kinder entstanden in einer Phase des Mangels und wirtschaftlicher Not. Der insgesamt schlechte Erhaltungszustand hängt sicherlich mit einer späteren nachlässigen Aufbewahrung zusammen.

Die Rhön ist bekannt für ihre Schnitzkunst. Bereits 1853 erfolgte mit der Eröffnung einer entsprechenden Schule in Poppenhausen eine Professionalisierung des Kunsthandwerks. Nach deren Umzug nach Bischofsheim/Rhön, kam 1898 in Empfertshausen, Thüringen eine weitere Lehranstalt dazu. 

Die Landbevölkerung verdiente sich mit Spielzeugen, Andenken und Figuren während der Wintermonate ein willkommenes Zubrot. Das Schnitzen von Krippenfiguren erlebte rasch einen Aufschwung. Zum „Vater“ der „Rhöner Krippe“, mit ihren charakteristischen Figuren, wurde Gehard Keßler (1910-1998). Ende der 1930er Jahre fertigte er erstmals Krippenfiguren, die an seine bekannten „Rhöner Originale“ angelehnt waren.

Das Aufstellen einer Krippe zum Weihnachtsfest hat eine lange Tradition, die auf den Heiligen Franz von Assisi zurück geht. Anstelle einer Predigt inszenierte er 1223 das Geburtsgeschehen des Lukasevangeliums als „Tableau vivant“ mit Menschen und Tieren.

Im 17. Jahrhundert kamen an den Fürstenhöfen von Künstlern aufwendig, aus kostbaren Materialien, gearbeitete Krippenfiguren und Gehäuse in Mode.
Auch in den Kirchen fanden Krippen nun eine weite Verbreitung. Besonders die Jesuiten schätzen die Weihnachtskrippe zur anschaulichen Glaubensvermittlung. Sie verbreitete sich, nach Verboten der Aufklärer, ab dem Ende des 18. Jahrhunderts vermehrt im häuslichen Bereich. Heute gehört die Krippe in unterschiedlichsten Formen und aus verschiedensten Materialien für viele Familien, wie der Christbaum, als untrennbarer Bestandteil zum Weihnachtsfest.