Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats Februar 2023

Rückentragekorb aus Sackenbach

  • Inventarnummer: 13506
  • Rückentragekorb, erstes Viertel 20. Jahrhundert
  • Herkunft: Sackenbach bei Lohr am Main (Lkr. Main-Spessart)
  • Material: Weide, Hanf, Bambus; geschnitten, geschält, geflochten, gedreht
  • Maße: 58 (Höhe maximal) x 42 (Durchmesser oben) x 27 cm (Durchmesser unten)

Auch im Winter ist Erntezeit. Zwar fahren die Landwirte keine Feldfrüchte oder Getreide ein, dafür ernten die Korbflechter die Weidenruten. Zwischen November und Februar zieht sich der Saft aus den Stöcken zurück, die sogenannte „Saftruhe“ der Bäume tritt ein. Damit sinkt die Gefahr, die Ruten beim Schneiden zu verletzen. Danach wird die Weide zunächst getrocknet, sortiert, in ein Wasserbad mit Beize eingelegt und geschält ehe sie zu Körben in verschiedenen Formen und Größen geflochten wird. Passend zur Weidenrutenernte ist ein Rückentragekorb unser neues Objekt des Monats.

Ein Boden und ein Stollenrahmen an der Rückenseite bilden die Grundkonstruktion des Korbs. Er ist in einer D-Form gefertigt, das heißt die Rückenseite ist flach, der vordere Teil bauchig. Vom Boden gehen dickere Ruten, die sogenannten „Staken“, ab. Zwischen diesen Staken sind die einzelnen Weidenstöcke verflochten. Das Flechtwerk bildet die Wandung des Korbs. Anwendung finden verschiedene Flechttechniken, nämlich das Zäunen, Fitzen und Kimmen. Dabei werden eine oder mehrere Ruten in bestimmter Art um die Staken geflochten, wodurch charakteristische Muster entstehen. Optisch werten dünnere Ruten, die zwischen den Staken paarweise vom Boden abgehen, die Außenseite der Wandung auf. Sie sind nicht vollständig eingeflochten, sondern werden von zwei mittig sitzenden Kränzen gehalten und enden am Zuschlag, dem oberen Rand des Korbs. An der Vorderseite des Zuschlags ist zudem ein stabiler Griff zum Tragen, Hängen oder Ziehen angebracht. Zwei gewebte Hanfgurte an der Rückenseite ermöglichen, dass der Korb wie ein Rucksack getragen werden kann. Die Riemenenden sind zu Schlaufen geformt und an der Innenseite der Wandung mit Bambusstöcken befestigt.  

Früher war der Rückentragekorb ein unverzichtbares Transportgerät. Egal ob Lebensmittel, Holz oder Heu – alles Wichtige für den Lebensalltag wurde auf dem Rücken getragen. Die Körbe gab es in verschiedensten Formen und Größen für Erwachsene und Kinder. Abhängig von der transportierten Ware variierte auch die Machart: Bei Körben, die für leichte Lasten bestimmt waren, verwendeten die Flechter oft „Weidenschiene“. Das heißt, sie spalteten die Ruten der Länge nach und glätteten sie mit einem Werkzeug, dem Schmäler. So entstanden dünne Weidenstreifen, die speziell für Transportkörbe von Heu, Laubstreu oder Zapfen verflochten wurden. „Huckelkörbe“ abgeleitet vom Verb „huckeln“, für „auf den Rücken setzen“ oder „auf demselben tragen“, sind aus ganzen Ruten geflochten und dienten meist dem Transport von schwerer Ware, etwa Holz oder Ernteprodukten.
Häufig nutzten Hausierer im Wanderhandel auf dem Rücken getragene Körbe. Auch Familien verwendeten sie, um in Heimarbeit produzierte Holzschnitzereien oder Spielwaren zum Verleger zu bringen. Bäuerinnen transportierten ihre Ernte mit diesem Korbtyp zum Markt in die nächstgelegene Stadt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts endete allmählich die Nutzung von Rückentragekörben. Neue Transportmöglichkeiten entwickelten sich oder waren auf dem Vormarsch, so der kostengünstige Versand als Bahnfracht oder Post-Paket. Viehwägen oder Schlepper mit Anhängern erlaubten eine leichtere und effizientere Beförderung viel größerer Mengen und ersparten zahlreiche mühselige Gänge mit dem Rückentragekorb. Heute hat er seine Bedeutung im Arbeitsalltag der Menschen weitestgehend verloren. Dennoch bleiben die Körbe eindrucksvolle Stücke traditioneller Handwerkskunst.