Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats März 2023

Sand-Seife-Soda-Garnitur aus Fladungen

  • Inventarnummer: 35195
  • Sand-Seife-Soda-Garnitur, erste Hälfte 20. Jahrhundert
  • Herkunft: Privatbesitz, Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld)
  • Material: Eisenblech in Form gedrückt, emailliert
  • Maße: Bord: 36 cm (Länge) x 12,2 cm (Breite) x 10,4 cm (Höhe maximal); Becher: 8,8 cm (Höhe) x 10,9 cm (Durchmesser maximal)

Wenn sich das Wetter im März langsam bessert, schwingen viele Menschen zu Hause fleißig Staubwedel und Lappen: traditionell steht der Frühjahrsputz an. Auch das Team Reinigung im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen bereitet gerade die Exponatgebäude auf den nahenden Saisonstart vor. Passend zum „Sauber-Monat“ März ist deshalb eine Sand-Seife-Soda-Garnitur unser neues Objekt des Monats.

Das Set setzt sich aus einem Wandbord mit drei Bechern zusammen. Alle Einzelteile bestehen aus weiß emailliertem Eisenblech. Die Ablage hat eine recht simple Form: Ein erhöhtes Rückteil mit geschweifter Verzierung und einem gewulsteten Rand sowie zwei Löchern zum Aufhängen. Der Boden zeigt drei runde Aussparungen zum Einsetzen der Töpfchen und schließt frontal mit einer rechtwinklig nach unten gebogenen Leiste ab. Die drei kleinen Becher sind im unteren Bereich deutlich verjüngt, sodass sie genau in die Aussparung des Wandbords passen. Sie tragen vorderseitig eine auffällige Beschriftung in schwarzer Druckschrift mit „Sand“, „Soda“ und „Seife“. Bemerkenswert ist die Vollständigkeit des Sets. Alle Einzelteile sind zugehörig, kein Töpfchen wurde ersetzt oder zweckentfremdet. Ansonsten ist das Objekt an den Rändern teilweise leicht bestoßen und zeigt altersübliche Korrosionsspuren.

Sand, Seife und Soda waren seit dem 19. Jahrhundert die gebräuchlichsten Mittel zur Haushaltsreinigung. Sand – in der Regel Quarzsand – diente als Scheuermittel für Holz- und Steinböden. Seife als waschaktive Substanz löste vielerlei Schmutz. Bei starken Verunreinigungen kam Soda – Natriumkarbonat – ins Spiel. Es wirkt besonders gut bei eiweiß- und fetthaltigen Flecken. Deshalb verwendete man es auch gerne zur Wäschepflege. Anders als heute gab es vor rund 100 Jahren keine abgepackten Reinigungsmittel. 1907 kam Persil als erstes verpacktes Waschmittel auf den Markt. Ab den 1920er Jahren folgten Scheuerpulver wie Ata, IMI oder Vim. In den 1930er Jahren entwickelten Chemiker vollsynthetische Wasch- und Haushaltsreinigungsmittel.

Diese Produkte genossen schnell wachsende Beliebtheit. Sie wirkten gut, waren leicht anzuwenden und zudem recht günstig im Preis. Zuvor mussten Scheuersand, Kernseife und Sodapulver lose erworben und selbst gemischt werden. Zur Aufbewahrung kleiner Mengen erwiesen sich die Spender besonders praktisch. Sie ließen sich ganz einfach an der Wand montieren und die „Saubermacher“ waren so jederzeit griffbereit in der Nähe des Spülsteins.

Die Garnituren entwickelten sich schnell zum industriellen Massenprodukt. Haushaltswarenhersteller produzierten die beliebten „Sandtopfhalter“ preisgünstig und in verschiedensten Ausführungen: Weiß und schlicht oder grau und edel mit goldener Beschriftung verziert – vorrangig aus emailliertem Eisenblech, in selteneren Fällen aus Steingut oder Holz. Im Versandhandel konnten die praktischen Haushaltshelfer bequem bestellt und nach Hause geliefert werden. 1931 bot die Firma August Stukenbrok aus Einbeck in ihrem Katalog emaillierte Garnituren für 2,10 Reichsmark an, was heute rund 10 Euro entspricht. Wandbords aus Holz mit Steingutbehältern waren gut eine Mark teurer.

Mit dem Erfolg von fertig gemischten und abgepackten Reinigungsmitteln wurden die Vorratsbehälter nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich überflüssig. Heute sind die Garnituren beliebte Sammlerstücke und dienen hauptsächlich dekorativen Zwecken. Zugleich sind sie ein eindrucksvolles Zeugnis, wie sich in einem Zeitraum von nicht einmal 100 Jahren synthetische Reinigungsmittel durchsetzen konnten. Aktuell sind ökologische Alternativen wie Wiener Kalk, Soda oder Essig wieder zunehmend populär beim Hausputz.