Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats November 2023

Nordmende Transita Spezial

  • Inventarnummer: 23606
  • Transistor-Radio, 1964-1966
  • Herkunft: Privatbesitz, Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld)
  • Material: Leder, Kunststoff, Aluminium, Textil; geschraubt, geschnitten, genäht, gefräst
  • Maße: 25,2 cm (Länge) x 20,5 cm (Höhe) x 8,2 cm (Tiefe)

Das erste elektronische Massenmedium der Welt feierte in Deutschland kürzlich seinen 100. Geburtstag: Am 29. Oktober 1923 begann der erste deutsche Radiosender in Berlin mit der Übertragung regelmäßiger Sendungen. Seitdem entwickelte sich das Radio zunehmend zu einem wichtigen Informations- und Unterhaltungsmedium. Mit unserem Objekt des Monats November, einem Transistorradio der Marke Nordmende, feiern wir einen Meilenstein deutscher Radiohistorie.

Der Nordmende Transita Spezial F031 besteht aus einem Sperrholzgehäuse, das umlaufend mit bordeauxrotem Leder und mittig zusätzlich mit einem Streifen Textil, eventuell Segeltuch, überzogen ist. Auf der Oberseite finden sich fünf Drucktasten, die linke zur Auswahl des Klanges, die übrigen vier zum Einstellen der verschiedenen empfangbaren Wellenbereiche, nämlich Lang-, Mittel-, Kurz- sowie Ultrakurzwelle. Neben den Drucktasten sind zwei Drehregler installiert. Der eine dient dem Ein- und Ausschalten des Geräts, zudem ermöglicht er die Lautstärkeregulierung. Mithilfe des anderen Reglers kann der Sender gewählt werden. Für guten Empfang sorgt eine ausziehbare Antenne. Durch den an beiden Schmalseiten angebrachten Griff ist das sogenannte „Kofferradio“ transportabel. Vorderseitig gibt eine Anzeige Überblick über verschiedene Senderfrequenzen in den einzelnen Wellenbereichen. Unter dem Lautsprecher befindet sich das Herstellerlogo „Nordmende“. Auf der Rückseite ist dazu ergänzend die Modellbezeichnung „Transita Spezial“ angebracht. Seitlich kann das Gerät über eine Strombuchse vom Netz betrieben werden, zwei 4,5 Volt starke Flachbatterien ermöglichen aber auch ein stromunabhängiges Hörvergnügen. Auf der Unterseite sorgen vier kleine Füßchen für sicheren Stand.

Als 1923 erste regelmäßige Sendungen übertragen wurden, kämpfte Deutschland mit einer Hyperinflation. Weil wirtschaftliche Nöte überwogen und Radiohören teuer war, interessierte der bahnbrechende technische Fortschritt kaum jemanden. Erst die Nationalsozialisten erkannten schnell das Potenzial des Radios und setzten es zur Verbreitung ihrer Propaganda ein. Der Volksempfänger wurde zum Massenmedium. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Beliebtheit des Radios auch aufgrund technischer Innovation. Während der 1950er Jahre feierte das Transistorradio seinen Durchbruch. Gegenüber seinen mit Röhren betriebenen Vorgängern bot es eine langlebige Elektronik. Außerdem konnte es durch die neue Transistortechnik ohne Strom betrieben werden und war deshalb – sowie aufgrund seiner kompakten Größe – leicht transportabel.

Auch die 1947 in Bremen gegründete „Norddeutsche Mende-Rundfunk GmbH“ – später in „Nordmende“ umbenannt – folgte dem technischen Fortschritt und entwickelte zeitnah erste tragbare Kofferradios. 1958 erschien mit dem „Mambo“ das früheste Modell. Während der 1960er Jahre baute das Unternehmen seine Produktpalette weiter aus und setzte dabei auf gute Qualität. Der Transita Spezial wurde von 1964 bis 1966 gefertigt. In seinen Katalogen bewarb ihn die Firma als „hochleistungssuper“ und „vorbildlich in Form, Leistung und Klang“.

Und auch 100 Jahre nach der ersten Sendung ist das Radio noch lange nicht außer Mode. Neben andauernder technischer Neuerung, wie Internetradio oder DAB+, entwickeln Radiomacher und Moderatoren kontinuierlich neue Formate zur Unterhaltung. Seit 2008 gehören Podcasts zum Portfolio der großen Sender. Das Kunstwort „Podcast“ setzt sich aus „pod“ von iPod und „cast“, einer Abkürzung für Broadcasting (Rundfunk), zusammen. Damit wird das Hören von Audiofiles flexibel und unabhängig vom Programmkalender.