Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Objekt des Monats September 2023

Schulranzen mit Pferdemotiv

  • Inventarnummer: 7227
  • Schultasche, Mitte 20. Jahrhundert
  • Herkunft: Region Rhön-Grabfeld
  • Material: Leder, Eisen, Baumwolle; genäht, geprägt, genietet
  • Maße: 33,5 cm (Länge) x 22 cm (Höhe) x 9 cm (Tiefe)

Am 12. September war es wieder so weit: Die neuen ABC-Schützen in Bayern haben den Schulstart gemeistert und erste Erfahrungen im neuen Lebensabschnitt gesammelt.
Vor rund 100 Jahren ging es statt mit vollbepackter Federmappe und einer Vielfalt verschiedener Hefte mit Griffelkästchen und Schiefertafel in den Unterricht. Damit die Unterrichtsmaterialien trocken und unbeschadet zur Schule kamen, wurden sie seit dem 19. Jahrhundert in entsprechende Taschen oder Ranzen gepackt. Unser neues Objekt des Monats ist deshalb passend zum Schulbeginn ein Schulranzen mit auffälliger Pferde-Prägung

Ein großes rechteckiges Stück Leder bildet die Klappe sowie Vorder- und Rückseite und den Boden der Schultasche. Die beiden Längsseiten sind angenäht. An der Rückseite ist ein kleineres Lederstück mit Eisenring angenietet und zusätzlich vernäht. So wird eine besonders belastete Stelle verstärkt. Denn am Ring sind die Träger befestigt, die zum Boden der Schultasche laufen und dort mit Dorn und Rollschließen in ihrer Weite verstellt werden können. Ein Träger ist durch Eisenöse und Haken zu öffnen, der andere fest an der Tasche vernäht. Das erleichterte den Kindern das Aufsetzen. Vorderseitig sind zwei Verschlusslaschen angebracht, mit denen die Schultasche verschlossen wird. Die Klappe ziert mittig eine Prägung. Das Motiv zeigt ein Pferd im Trab mit einem angelegten festlichem Paradegeschirr. Stellenweise finden sich Nutzungs- und Reparaturspuren, indem Nähte mit hellerem Garn erneuert wurden.

Dem Vorbild des Soldatentornisters folgend, bestanden die frühen Schulranzen aus einem Holzgestell und waren mit Fell, Leder oder Stoff überzogen und ausgekleidet. Eine vielfältige Auswahl an Formen und Motiven gab es nicht. Die Schulranzen waren schlicht und pragmatisch gehalten. Und doch können anhand des Aussehens geschlechtsspezifische Unterschiede ausgemacht werden: Tornister für Jungen hatten eine lange Klappe und darunter ein zusätzliches Fach. Bei Mädchenranzen deckte die Lasche nur die halbe Vorderseite, die Trageriemen liefen über Kreuz.

Hersteller von Schulranzen und Büchertaschen waren seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Sattler, später dann auch spezialisierte Unternehmen. Erst rund ein Jahrhundert später erhielten Schulranzen eine moderne und individuelle Gestaltung. Verschiedene Motive zierten nun ihre Klappen: Pferde, Fußballer, Motorräder oder Autos. In den 1960er Jahre wurden Lederranzen mit farbigen Lacken überzogen und bunten Bildern beklebt.

Gut 10 Jahre später sollten sich Aufbau und Aussehen der Schultasche letztlich komplett verändern. Die Gestelle aus leichter Pappe wurden in eine ergonomische Form gebracht und mit Nylon verkleidet. Gepolsterte Tragegurte förderten den Komfort und Reflektoren sorgten für eine erhöhte Verkehrssicherheit. Knallige bunte Farben und eine grenzenlose Auswahl an Motiven und Themen machten die Schultasche zum optischen Highlight. Stolz tragen heute die Schülerinnen und Schüler ihr Lieblingsdesign auf dem Rücken.